Das Projekt "Determiniertheit und Kombinatorik" wird von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (KO 1353/3-1) und der
Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek
(DN 61-532) im Rahmen des bilateral cooperation programme NWO-DFG gefördert.
Projektmitglieder:
- Projektleiter:
- Projektmitarbeiter:
Zusammenfassung:
Das Projekt ``Determiniertheit und Kombinatorik'' ist ein internationales
Forschungsprojekt mit dem Ziel, starke kombinatorische
Konsequenzen von Determiniertheitsaxiomen und deren Stärke in der
Konsistenzstärkehierarchie mit der Erzwingungsmethode und inneren Modellen zu
untersuchen. Hierbei geht es insbesondere um infinitäre
Partitionseigenschaften wie die starke und die schwache Partitionseigenschaft
der projektiven Ordinalzahlen und andere Kardinalzahleigenschaften unterhalb
der deskriptiven Kardinalzahl Theta. Das Projekt verbindet in besonderer
Weise Deskriptive Mengenlehre und infinitäre Kombinatorik in Modellen ohne
Auswahlaxiom.
Bisherige Arbeiten im Rahmen des Projekts
- Ute K. Alber
(née Schmid), Stefan
Bold,
Benedikt Löwe,
Jónsson properties
in algebra and set theory, in preparation
- Arthur W.Apter,
Peter Koepke,
The Consistency Strength of ZF + "alephomega is
Rowbottom", in preparation
- Stefan
Bold,
AD und
Superkompaktheit, Diplomarbeit Rheinische
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 2002
-
Benedikt Löwe,
Kleinberg Sequences and Partition Cardinals
below
delta15,
Fundamenta Mathematicae 171 (2002), p. 69-76
-
Benedikt Löwe,
Philipp Rohde,
Games of length omega times two,
Proceedings of the American Mathematical
Society 130 (2002), p. 1247-1248
- Benedikt Löwe,
Playing
with mixed strategies on infinite sets,
International Journal of
Game Theory 31 (2002), p. 137-150
-
Benedikt Löwe,
Consequences
of Blackwell Determinacy,
Bulletin of the Irish Mathematical Society
49 (2002), p. 43-69
-
Benedikt Löwe,
The Simulation Technique and its Consequences for Infinitary Combinatorics
under the Axiom of Blackwell Determinacy,
submitted
-
Benedikt Löwe,
Blindfolding your opponent in
a Blackwell game, in preparation
- Ute K.Schmid,
Partitionskardinalzahlen und
unendliche Spiele, Wissenschaftliche Arbeit,
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
1999
Ziele und Arbeitsprogramm
Das Projekt gliedert sich in drei Schwerpunktbereiche auf. Wir wollen
(a) weitere Anwendungen der Beschreibungstheorie von S.Jackson
finden und ausarbeiten, wir wollen (b) analoge Ergebnisse zur Theorie
von ZF+AD unter Annahme von verschiedenen Varianten von
Determiniertheitsaxiomen erarbeiten, und wir wollen (c) die
Konsequenzen von Determiniertheit mit Methoden der inneren Modelltheorie auf
Konsistenzstärke untersuchen.
(a) Anwendung der Jacksonschen Beschreibungstheorie
S.Jackson unterscheidet bei der Behandlung der kombinatorischen Konsequenzen
von AD zwischen der sogenannten Typ I-Theorie (erststufige Aussagen
über Mengen von Ordinalzahlen; z.B. Aussagen wie die starke
Partitionseigenschaft) und der Typ II-Theorie (zweitstufige Aussagen
über Mengen von Ordinalzahlen; z.B. Aussagen über
Superkompaktheits-Maße).
Die Typ I-Theorie ist inzwischen recht gut verstanden. Allerdings ist hierzu
nahezu nichts veröffentlicht. S.Jackson hat in den Jahren seit 1990 mit
Hilfe der Beschreibungstheorie die Typ I-Theorie bis über das Supremum der
projektiven Ordinalzahlen hinaus erforscht. Es wäre nötig, diese Ergebnisse
in einer allgemein zugänglichen Form aufzuschreiben und der Öffentlichkeit
zu präsentieren. Die bislang von S.Jackson veröffentlichten Artikel und
Bücher behandeln nur die untersten Stufen der
projektiven Hierarchie.
Im Gegensatz dazu ist von der Typ II-Theorie noch nicht viel bekannt. Im
wesentlichen beschränken sich die Kenntnisse der Typ II-Theorie auf die
Arbeiten von H.Becker, S.Jackson sowie C.Di
Prisco und J.Henle , die von S.Bold in seiner
Diplomarbeit aufgearbeitet wurden.
Die Techniken, die B.Löwe in seiner Arbeit über Kleinbergsequenzen
verwendet hat, um die Kleinberg-Folgen zwischen delta13 und
delta15
zu berechnen, sollten sich auch auf höhere projektive
Ordinalzahlen verallgemeinern lassen, wenn man ein Analogon vom
Jackson-Khafizov-Resultat über die exakte Bestimmung der
Konfinalitätsfunktion beweisen kann.
(b) Andere Determiniertheitsannahmen
Es gibt verschiedene Varianten des Axioms der Determiniertheit. Einige davon
sind Verstärkungen (lange Spiele, Spiele mit komplizierteren Zügen, z.B.
ADR), andere sind echte Varianten (Veränderung der Bedingungen
für Strategien, wie z.B. bei der Blackwell-Determiniertheit). Ziel des
Schwerpunktes (b) ist die Untersuchung solcher Varianten des Axioms der
Determiniertheit und die eventuelle Übertragung der Ergebnisse aus der
AD-Situation.
B.Löwe hat auf dem Gebiet der Blackwell-Determiniertheit gearbeitet.
Seine Arbeiten
enthalten unter anderem einen Beweis der
starken Partitionseigenschaft von aleph1 unter Annahme
des Axioms der
Blackwell-Determiniertheit.
Bislang sind die Jackson-Ergebnisse
nicht unter Annahme des Axioms der Blackwell-Determiniertheit simulierbar, aber
einige Teilergebnisse sind sicherlich übertragbar. Ein neuer Beweis der
starken Partitionseigenschaft von aleph1 von S.Jackson
gibt eine neue und uniforme Beweismethode für kombinatorische Eigenschaften
der projektiven Ordinalzahlen, die eventuell auch einen uniformen
(nicht-induktiven) Beweis der Partitionseigenschaften der projektiven
Ordinalzahlen ermöglicht. Es wäre zu untersuchen, ob ein solcher Beweis im
Gegensatz zum induktiven Beweis auch unter Annahme von
Blackwell-Determiniertheit geführt werden kann.
Im Bereich der verallgemeinerten Determiniertheitsaxiome ergeben sich
Verbindungen zu den Amsterdamer Projekten
InIGMA
und
VMOSII, an
denen B.Löwe zusammen mit Johan van Benthem und Peter van
Emde Boas beteiligt ist.
(c) Konsistenzstärkeanalyse
Wie in den vorherigen Abschnitten beschrieben, hat AD weitreichende
Konsequenzen in der infinitären Kombinatorik, die Konsistenzstärke dieser
Auswirkungen ist jedoch oft noch unbekannt.
Die Existenz von konfinal vielen Kardinalzahlen mit der starken
Partitionseigenschaft unterhalb von Theta ist nach Ergebnissen von Kechris
und Woodin äquikonsistent mit AD, aber über die
Konsistenzstärke der starken oder schwachen Partitionseigenschaft einer
einzelnen Kardinalzahl ist fast nichts bekannt:
Aus Arbeiten von Ralf Schindler über
aufeinanderfolgende schwach kompakte Kardinalzahlen ergibt sich als
untere Schranke für die Konsistenzstärke (unter geeigneten metamathematischen
und kombinatorischen Annahmen) für die starke Partitionseigenschaft einer
Kardinalzahl eine Woodin-Kardinalzahl. Es ist unbekannt, ob ähnliches für
die schwache Partitionseigenschaft möglich ist. Ebenso ist unbekannt, ob man
mit Methoden der Kernmodellinduktion mehr erhalten
kann. Kernmodellinduktion ist eine von Hugh Woodin entwickelte
Technik, mit der man innere Modelle von höheren Determiniertsaxiomen
konstruieren kann, um höhere untere Schranken der Konsistenzstärke zu
erhalten.
Auch unbekannt ist, ob die starke Partitionseigenschaft mit zwei Farben (also
kappa->(kappa)kappa2)
und die starke Partitionseigenschaft mit
weniger als kappa Farben
äquikonsistent oder sogar äquivalent sind.
Ähnliche Fragen kann man für andere Muster von großen Kardinalzahlen, die
unter AD auftauchen, stellen. Dieses Projekt wurde von A.Apter für
meßbare Kardinalzahlen begonnen. Im Jahre 2000 hat P.Koepke zusammen mit A.Apter
die Konsistenzstärke der Aussage "alephomega ist Rowbottom" in der
Basistheorie ZF exakt berechnet.
Im April 2002 haben A.Apter
und P.Koepke bei einem Besuch in New York zahlreiche Varianten der Aussage
"alephomega ist Rowbottom" untersucht und Strategien für ihre
Untersuchung mit Forcing-Methoden, Großen Kardinalzahlen und Inneren Modellen
entworfen. Zu diesem Teilprojekt
gehört auch die Konstruktion von Modellen ohne Auswahlaxiom, in denen der Satz
von Silver "Wenn die GCH unterhalb einer singulären Kardinalzahl
kappa von überabzählbarer Konfinalität gilt, so gilt sie auch für
kappa"
gilt oder der Satz von Shelah "Wenn die GCH unterhalb von
alephomega gilt, so ist
alephomega4
> 2alephomega" falsch
ist. Dies zeigt, daß diese Sätze und die Shelahsche pcf-Theorie wesentlich auf
dem Auswahlaxiom beruhen.
Last changed: November 25th, 2003